Bericht zur Baumpflanzung am 05.04.2025

Im Rahmen der Gedenkfeierlichkeiten zum 80. Jahrestags der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald pflanzte die LAG Buchenwald-Dora e.V. Erinnerungsbäume im Rahmen des Projekt 1000 Buchen des Lebenshilfewerks Weimar/Apolda.
Damit erhielten wieder Opfer der NS-Schreckensherrschaft ein Gesicht und Angehörige einen persönlichen Erinnerungsort.

Am Samstag 5. April waren mehr als 250 Personen in den Landschaftspark Nohra, u.a. auch aus Frankreich, Italien, Norwegen, Spanien, Tschechien, USA gekommen, um der ehemaligen Buchenwaldhäftlinge zu gedenken. Besonders erfreulich war die Teilnahme einer großen Zahl von Jugendlichen u.a. aus Spanien, Portugal und Belgien, die zu einem internationalen Jugendtreffen in Buchenwald waren.

Justus Lencer, Aufsichtsratsvorsitzender des Lebenshilfe Werks Weimar Apolda, begrüßte die Baumpaten und Gäste.

Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Stiftungsdirektor der Gedenkstätte Buchenwald warnte eindringlich vor der Rechtsentwicklung in Deutschland. Es war zu spüren, dass dies nicht nur ihm, sondern allen Anwesenden große Sorgen bereitet.

Steven Moskovic pflanzte einen Baum zur Erinnerung an seinen Vater Alex Moskovic, der in Auschwitz und Buchenwald gefangen gehalten wurde.

Die Regierung von Navarra aus dem Baskenland in Spanien pflanzte zwei Erinnerungsbäume und Ana Ollo Hualde, zweite Vizepräsidentin der Regierung von Navarra sprach zu den Menschen aus Navarra, die im KZ Buchenwald, seinen Außenlagern oder anderen Konzentrationslagern inhaftiert waren.

Joan Rubio sprach zum Erinnerungsbaum seines Vaters José Rubio, der Häftling in den Konzentrationslagern Mauthausen, Dachau und Buchenwald gewesen war.

Klaus Lemmnitz, Enkelsohn von Friedrich Pusch und Christoph Schaeder, Schwiegersohn von Adam Erbach würdigten die beiden Buchenwaldhäftlinge in einer kurzen Ansprache.

Hans-Christoph Stoodt, Baumpate zu Albert Kuntz, skizzierte das Leben von Albert Kuntz, der in den Konzentrationslagern Lichtenburg, Buchenwald und Mittelbau-Dora gefangen gehalten und in der Nacht vom 22.1. auf den 23.1.1945 ermordet wurde.

Frau Dr. Bopf, Leiterin des Referates Aufarbeitung des Nationalsozialismus der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, verlaß die Worte der Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth MdB zu Marian Turski, Überlebender des Holocaust und mehrerer Konzentrationslager sowie Präsident des Internationalen Auschwitz Komitee von 2021 bis zu seinem Tod am 18.2.2025.

In einem Grußwort erinnerte Prof. Dr.Olga Supek an ihren Vater Prof. Dr. Rudi Supek, der im Januar 1944 in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert wurde.

Musikalisch umrahmte der Frauenchor Lyra aus Weimar mit eindrucksvollen Liedern die Pflanzzeremonie.

Nach dem symbolischen Pflanzakt und der Übergabe der Urkunden an die Baumpaten stimmten die spanischen und portugiesischen Gäste das alte Partisanenlied bella ciao an und viele andere Gäste stimmten mit viel Herzblut ein und schafften damit einen sehr emotionalen, würdigen Abschluß der Baumpflanzung mit meinem folgenden Schlusswort: 

Liebe Teilnehmer der heutigen Baumpflanzung, liebe Freundinnen und Freunde.

Mein Name ist Reinhold Loch, ich bin Sohn des ehemaligen Buchenwaldhäftlings Erich Loch Häftlingsnummer 1393 und arbeite aktiv mit in der Lagerarbeitsgemeinschaft Buchenwald-Dora e.V.. Die LAG unterstützt seit 2015 das Erinnerungsprojekt 1000 Buchen des Lebenshilfe-Werks Weimar-Apolda.

Eine Baumpflanzung gehört seitdem zu den Veranstaltungen, die zu den Jahrestagen der Selbstbefreiung des Konzentrationslagers Buchenwald an die Verbrechen der Nazis erinnern.

Mit den heute übergebenen Bäumen haben wir, die LAG Buchenwald-Dora in Verbindung mit dem Internationalen Komitee Buchenwald-Dora und Kommandos im Rahmen des Projektes 1000 Buchen insgesamt 72 Namens- und Gruppenbäume gepflanzt. 

Die mehrfachen Baumschändungen zeigen die Bedeutung des Projektes 1000 Buchen. Sie haben eine große Welle der Solidarität in der Bevölkerung, bei Institutionen und vielen Gruppen der Zivilgesellschaft ausgelöst.

Vielen herzlichen Dank dem Lebenshilfe-Werk für dieses wichtige Erinnerungsprojekt, insbesondere dem gesamten Projektteam mit meinen Ansprechpartnerinnen Martina Heller und Franziska Jung. Herzlichen Dank dir liebe Martina und dir liebe Franziska für 10 Jahre vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit. Herzlichen Dank auch an den Frauenchor Lyra aus Weimar für die bewegende           musikalische Umrahmung.

Vielen herzlichen Dank auch an alle anderen, die heute gekommen sind, um diese beeindruckende Pflanzaktion mit zu gestalten. Sie wird uns allen hoffentlich viel Kraft und Mut geben, in der Erinnerungsarbeit aktiv zu bleiben und die Entwicklung in der Welt kritisch zu begleiten.

Orientieren wir uns nicht an Trump, Putin, Musk, Blackrock usw., sondern an Martin Luther King, Nelson Mandela und vielen anderen. Lassen sie uns gemeinsam glauben an und kämpfen für die Erfüllung der Vision der befreiten Häftlinge von Buchenwald, die sie in ihrem Schwur vom 19. April 1945 auf dem Appellplatz formuliert haben: 

„Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“

Auch John F. Kennedy wusste:
Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen, oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende.

und Willy Brandt sagte:
Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts

Ihnen allen wünsche ich für die Zukunft viel Kraft, Mut, Erfolg und Optimismus.

Im Ruhrgebiet, wo ich herkomme, sagt man am Ende: „Glück auf“.

Reinhold Loch